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Fritz Hoffmann - Leben und Werk

Fritz Hoffmann wurde am 17. August 1906 in Ludwigshafen/Rhein geboren, als sechstes Kind evangelischer Pfarrersleute. Durch einen Pfarrstellenwechsel nach Hinterweidenthal verlegte die Familie 1916 ihren Wohnsitz in die innere Pfalz, die zur eigentlichen Heimat des jungen Fritz wurde.

Dort begann er im April 1919 auch seine Ausbildung und Laufbahn als Kaufmann, die ihn über mehrere Stationen im April 1927 zur Vertretung als Geschäftsführer in das Erholungsheim des Reichsverbandes der Evangelischen Jungmännerbünde in Dassel führte, um die ihn seine erkrankte Tante gebeten hatte. Diese Aushilfe leistete er etwa für ein halbes Jahr. Fritz schreibt:

„Zum Dank für die Aushilfe vermittelte mir der Reichsverband der Evangelischen Jungmännerbünde Deutschlands in Kassel einen Aufenthalt in London zur Vervollkommnung in der englischen Sprache. Neben diesen Sprachstudien lernte ich den YMCA in London und England kennen und befasste mich eigentlich zum ersten Mal intensiv mit der christlichen Botschaft, zumal ich der Sprache wegen jeden Sonntag in einen Gottesdienst in London ging.“

Wieder zurück in Deutschland schloss er sich dem Jünglingsverein in Einbeck an. Der für Fritz entscheidende Übergang von einer herkömmlichen, allgemeinen Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche zu einem persönlich verantworteten und engagierten Glauben widerfuhr ihm 1928 bei dem großen Himmelfahrtsfest auf der Marienburg bei Nordstemmen, zu dem rund zehntausend Jugendliche zusammengekommen waren. Fritz schreibt:

„Zum Abschluss des Festes legte Bischof D. Mahrarens im Schlosshof das Bild von Albrecht Dürer „Ritter trutz Tod und Teufel“ so aus, dass es mich packte und ich mich an diesem Tage ganz Jesus Christus übergab. Diese Bekehrung hatte zur Folge, dass ich mich fragte, ob ich nicht mein Leben ganz in den Dienst der Verkündigung der frohen Botschaft stellen sollte.“

Fritz beantwortete diese Frage mit einem „Ja“. Er bewarb sich beim Evangelischen Johannesstift in Berlin-Spandau zur Ausbildung als Diakon für kirchliche Jugendarbeit. Am 14. Januar 1929 begann diese Ausbildung. Im März 1932 war sie beendet, zum 1. April 1932 war er als Jugendwart in die Kirchengemeinden in Schneidemühl (heute Pila in Polen) gesandt worden. Dort blieb er bis zu 31. August 1935.

Die im Laufe der Zeit zunehmenden Schwierigkeiten mit der Hitlerjugend in Schneidemühl waren der Auslöser dafür, dass Fritz vom Leiter des Jungmännnerwerkes Arnold Dannenmann als Landeswart für Sachsen-Anhalt berufen wurde. Der Dienstsitz sollte Magdeburg sein, die Werksarbeit sollte in Anhalt und der Kirchenprovinz Sachsen getan werden. Dort blieb er auch über seinen Ruhestand hinaus.

Im Vorfeld der Olympischen Spiele 1936 in Berlin gab es eine Initiative des CVJM-Ostwerkes auf Bitten des Organisationskomitees, die die USA bewegen sollte, ihren angedrohten Boykott der Spiele zurückzunehmen. Die Initiative hatte Erfolg. Dem CVJM und EC wurde zugestanden, auf dem Sportfeld in einem Großzelt abendliche Evangelisationen durchzuführen und das Olympische Jugendlager mit zu organisieren und die Teilnehmer geistlich zu betreuen. Die Organisation des Jugendlagers wurde Fritz Hoffmann und dem CVJM-Sekretär Rudolf Klammt übertragen. Allmorgendlich hielten die beiden Andachten im Jugendlager, bei denen Posaunenchöre mitwirkten, und organisierten auf der Waldbühne interessant gestaltente evangelistische Abende.

Unterbrochen wurde Fritz Hoffmanns Dienst als Landeswart durch die Kriegsjahre. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Er meldete sich für den Sanitätsdienst. 1945 wurde er aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte nach Magdeburg zurück.

Nach 1945 musste die evangelische Jugendarbeit in Sachsen-Anhalt neu aufgebaut werden. Die Zeit war geprägt durch die russische Besatzungsmacht und die spätere DDR-Regierung, die eine Jugendarbeit nur in enger Anbindung an die Evangelische Kirche erlaubten. Jungmännerwerk und Kirchen dankten Fritz, dass er bereits 1937 aus dem Theobaldistift in Wernigerode ein Freizeit- und Rüstzeitheim für junge Menschen gemacht hat, aus dem eine lange Geschickte des Segens hervorgegangen ist.

In gleicher Weise geht die heutige Existenz der Jugendfreizeit- und –Bildungsstätte auf sein Ideenreichtum und seine Tatkraft zurück, das 1947 das Schloss Mansfeld der Kirche durch die damalige Regierung der DDR zur Verfügung gestellt wurde. Die kirchliche Jugendarbeit der Jahre 1947 bis 1990 in Sachsen-Anhalt ist kaum vorstellbar ohne diese Stätte der geistlichen Zurüstung und Begegnung.

Fritz war der Initiator der Petersbergtreffen zu Himmelfahrt, die 1947 begannen und bei denen sich zu besten Zeiten ca. 5000 junge Menschen versammelten. Die Ausstrahlungskraft dieser jährlichen Treffen war erheblich.

Er war die Zeit, in der die Jugendarte ständig in der Gefahr standen, wegen unbedachter Handlungen und Äußerungen oder falscher Anschuldigungen verhaftet und inhaftiert zu werden. Der Landeswart Fritz Hoffmann aus Magdeburg war einer von ihnen; er wurde im Februar 1953 verurteilt und saß drei Monate im „Roten Ochsen“ ein. Nach den Gesprächen zwischen den Kirchen und der Regierung zur Entspannung der Lange kam er wieder frei.

Und schließlich gelang Fritz mit dem Aufbau der Versandstelleund dem Filmdienst in Magdeburg, kirchliches Informationsmaterial für Gemeinde- und Jugendarbeit bereitzustellen und zu vertreiben, auf das viele Gemeinden und Mitarbeiter in den Kirchen der DDR nicht mehr hätten verzichten wollen. Und mit dem finanziellen Gewinn wurden Huberhaus und Schloss Mansfeld unterhalten, so gut es ging.

Dann kam der Ruhestand, der nochmals 19 Jahre ausfüllte. Was vorher nur begrenzt möglich war, für sein Werk und seine Kirche in der Allianzbewegung, in der Evangelistenkonferenz, im Evangeliumsrundfunk und im Lausannekomitee tätig zu sein und Initiativen bzw. Arbeitsergebnisse dieser Arbeitsgemeinschaften in Kirchengemeinden zu vermitteln, das machte er jetzt mit ganzem Zeiteinsatz als Ehrenamtlicher. So blieb er der Aufgabe seiner Berufung treu bis zum Ende seines Lebens. Drei Tage bevor er heimgerufen wurde, leitete der auf Schloss Mansfeld eine Bonhoeffer-Tagung“ des Freundeskreises. So schloss sich der Kreis seines Lebens: „ Gottes Stimme lasst uns sein, rufen in die Welt hinein: Jesus lebt und Jesus siegt, alles ihm zu Füßen liegt!“

Von der Persönlichkeitsstruktur her gesehen war Fritz ein kluger, überaus tatkräftiger Mann, der es hervorragend verstand, eine große Zahl von Frauen und Männern für die Mitarbeit in den von ihm verantworteten Arbeitsbereichen zu gewinnen und zu motivieren.

Das die ganze Persönlichkeit absolut Prägende aber war seine Willenskraft, die Jesusbotschaft, wie er sie für sich selbst empfangen, verstanden und verarbeitet hatte, jedem jungen Menschen als Freudenbotschaft nahezubringen und den Hörern zu versichern, dass er bei persönlicher Annahme dieser Botschaft Ziel und Ordnung und ein unerwartetes Maß an Freiheit in seinem Leben erlangen könne. Aus diesem einen Ziel lassen sich fast alle seine Aktivitäten und Einsätze ableiten. Er verstand sich als Freudenbringer.

Zu seinem Kummer konnte seine Frau Hildegard, die er noch vor dem Kriege geheiratet hatte, diesen unermüdlichen, missionarischen Eifer nicht mittragen, sodass es trotz dreier gemeinsamer Kinder (geboren 1936, 1940, 1946) nach einer langen belastenden Zeit des Nebeneinanders Anfang 1959 zur Scheidung kam. Dass Fritz die Freiheit gewann, sich nochmals zu verheiraten, ist der Tatsache zu verdanken, dass sich Hildegard wieder verheiratet hatte und nach Westdeutschland zog.

Seine zweite Ehe mit der Krankenschwester Ursula, geb. Arlt, war für Fritz und das Werk ein Glücksfall. Denn mit Ursula zusammen wurde er tätig in der Verbreitung der Literatur, die das Ehepaar Trobisch in Westdeutschland herausgegeben hatte. Seine Ursel hat ihn in der zweiten Hälfte seines Lebens begleitet, ihm geholfen, ihn versorgt und gelegentlich korrigiert. Wegen Rückführungsforderungen mussten Hoffmanns ihre Magdeburger Wohnung räumen und zogen in das evangelische Johannesstift in Berlin-Spandau, seiner geistigen Heimat. Dies wurde nun für das kurze Stück Weg, das er noch zu gehen hatte, seine neue Heimat, im Kreis der Brüderschaft, in der er einstmals seinen Weg begonnen hatte. Am 4. Juni 1996 ist er von Gott heimgerufen worden.

In diesen Jahren hat ihn die Öffentlichkeit als einen authentischen Mann wahrgenommen, der ohne „Heiligenschein“ seinem Auftrag und seiner Botschaft absolut verpflichtet war, ein Prediger der frohen Botschaft in Wort und Schrift, ohne in das Image eines „Bußpredigers“ zu geraten, seelsorgerlich treffsicher in seiner Verkündigung und mit großer Treue und Zuverlässigkeit gegenüber Menschen, die sich an ihn gewandt hatten, um seine Hilfe, seinen Rat oder auch seine Unterstützung zu erbitten.

(entnommen aus: Hilmar Schmid: Fritz Hoffmann)